Warum Journalismus?

An dieser Stelle könnte ich von mir, meinen persönlichen Ambitionen, Beweggründen und meinem Werdegang erzählen. Ich bin Schweizerin, bin weiss, hatte in meinem Leben noch nie Hunger, noch nie Angst vor Bomben und ich hatte immer ein Dach über dem Kopf. Das ist eigentlich schon alles, was die Öffentlichkeit an mir zu interessieren hat. Genau das ist (wortgetreu) ein Privileg, welches nur existiert, weil andere es nicht haben. Ich möchte Journalistin werden, weil es im Journalismus nicht um mich geht.

Ich möchte in den Journalismus weil mich beschäftigt…

 

…dass täglich 420+ palästinensische Kinder in Gaza getötet oder schwer verletzt werden.

…dass junge Männer in der Ukraine und in Russland gezwungen sind, einander zu massakrieren.

…dass dieses Jahr 1500+ Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken sind.

…dass Frauen im Iran zu Geistern degradiert werden.

…dass 733 Millionen Menschen weltweit hungern, obwohl genug Ressourcen für alle verfügbar wären.

…dass Menschen an Armut sterben.

…dass der Kolonialismus Perspektivlosigkeit und Ausbeutung etabliert hat.

…dass Europa nach rechts abrutscht.

…dass im Bezug auf die Klimakrise die Wissenschaft von Medien und Politik als debattierbar dargestellt wird.

…dass Rassismus, Sexismus, Homophobie und Klassismus in der Schweiz und in der restlichen Welt noch immer normal sind.

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Und weil viele dieser Umstände verhindert oder abgeschwächt werden könnten, bestünde genügend öffentliches Interesse in entwickelten Industriestaaten. Dieses Interesse wird massgeblich durch die Medien hergestellt. Oder eben nicht. Da mir die Macht, welche dem Journalismus und den Medien in der Entwicklung der Welt zukommt, sehr bewusst ist, ist es mir unglaublich wichtig, dass ich im Beruf weiss, was ich tue. Genau deshalb habe ich mich für ein Berufsbegleitendes Studium entschieden.

Aus meiner Sicht sollten die Medien auf einer neutralen, ausgewogenen, faktenbasierten, gut recherchierten und auf keinen Fall oberflächlichen Basis berichten. Menschen sollen sich mit den Informationen, die sie in den Medien finden, ein möglichst realitätsgetreues Bild von der Welt machen können. Ich würde mir erhoffen, dass ein solches Bild die Welt in eine Richtung bewegt, in der globale Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden Selbstverständlichkeiten sind. Natürlich erschweren Krieg, systematische Gegebenheiten und die Geschichte eine solche Entwicklung. Trotzdem ist es mir ein Bedürfnis, meine Zeit, meine Ressourcen und meine Affinität für Worte dafür einzusetzen, um auf eine wenigstens ein Bisschen bessere Welt hinzuarbeiten.

Die Welt brennt und manchmal funkelt sie auch ein Bisschen. Darüber sollte klar, mutig, mit präziser Sprache und gut recherchierten Hintergründen berichtet werden.

 

*nicht abschliessend. 

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